Vielfalt von Ribelmais sichergestellt
Der Rheintaler Ribelmais konnte sich dank vieler traditionsverbundener Familien zwischen Bodensee, Fürstentum Liechtenstein und Bündnerland bis Ende der neunziger Jahre in einer grossen genetischen Vielfalt erhalten. Aufgrund der Uno-Beschlüsse in Rio im Jahr 1991 über nachhaltige Entwicklung verabschiedete die Schweiz den Nationalen Aktionsplan (NAP), welcher die Erhaltung und nachhaltige Nutzung der pflanzengenetischen Ressourcen für die Ernährung und Landwirtschaft (PGREL) fördert. Seit 1998 finanziert das BLW auch private Projekte zur Beurteilung und Erhaltung alter Sorten von Kulturpflanzen (= PGREL). Von 1999 bis 2010 sammelte der Verein Rheintaler Ribelmais in der Ursprungsregion rund 80 verschiedene Ribelmaissorten (= „Ribelmaisherkünfte“), vermehrte sie in isolierten Parzellen und sicherte sie in drei Samenlagern für die Zukunft ab. Gleichzeitig wurden diese Ribelmaissorten detailliert beschrieben und diese Informationen auf der Schweizerischen Datenbank www.bdn.ch sichergestellt.
Die Samen dieser 80 Sorten sind heute in Svalbard, der grössten Samenbank der Welt (unter dem ewigen Eis in den Spitzbergen Norwegens), in der Samenbank der Schweizerischen Forschungsanstalt Agroscope in Changins und im Samenlager am Landwirtschaftlichen Zentrum in Salez eingelagert. Auf diese Weise wird deren genetische Vielfalt für die Zukunft abgesichert. Da diese Sorten über Jahrzehnte in der Landwirtschaft und in den Hausgärten angebaut und von den Familien jährlich auf gute Typen selektioniert wurden, konnten sich bis heute in diesen verschiedenen Herkünften eine Vielzahl ganz unterschiedlicher Eigenschaften erhalten.
Schweizerisches Pilotprojekt Ribelmaiszüchtung
Wegen der Einführung der Hybridzucht im Maisanbau wurde die Weiterentwicklung von Ribelmais in den letzten 60 Jahren komplett vernachlässigt. Die Rahmenbedingungen haben sich in dieser Zeit sowohl bezüglich Klima und Bodenfruchtbarkeit, als auch bezüglich Lebensmittelgesetzgebung (Grenzwerte für Mykotoxine = Stoffwechselprodukte von Pilzen) stark verändert. Auch europaweit kümmerte sich niemand mehr um die Weiterentwicklung von Maislandsorten, welche als Landsorten eine grosse genetische Vielfalt aufweisen. Da Ribelmais im Laufe der letzten 60 Jahre von den Feldern im Rheintal verschwand, hatte er nicht mehr die Möglichkeit, sich an die sich kontinuierlich verändernden Rahmenbedingungen anzupassen.
Im Rahmen des Pilotprojektes „Verbesserung von Rheintaler Ribelmais“ wird seit 2009 Saatgut dieser alten Landsorte selektioniert, das sowohl eine höhere Toleranz gegenüber Pflanzenkrankheiten und einen stabilen Ertrag hat, aber auch weiterhin eine grosse genetische Vielfalt aufweist. Diese Züchtungsarbeiten werden seit 2001 in Zusammenarbeit mit der Universität Hohenheim (Stuttgart) und weiteren Partnern durchgeführt. Sie werden co-finanziert durch den Bund (BLW), den Kanton St. Gallen, das Fürstentum Liechtenstein, sowie den Verein Rheintaler Ribelmais. Neben der langfristigen Sicherstellung der Konkurrenzfähigkeit der Landsorte Ribelmais werden die Erfahrungen und Resultate aus diesem Pilotprojekt auch einen wertvollen Beitrag an die weltweite Erhaltung alter Maislandsorten leisten.