Geschichte

Erstmals erwähnt wird der Maisanbau im Rheintal 1650 unter den Einkünften von einem Pfarrer in Balgach (SG). Um die Mitte des 19. Jahrhunderts war der Türggen, wie er  in Anlehnung an die italienische Bezeichnung «grano turco» (türkisches Korn) auch genannt wird, die wichtigste Anbaufrucht. Tatsächlich pflanzte praktisch jede Rheintaler Familie auf ihren Feldern oder im hauseigenen Garten Ribelmais an.

Zu Garben gebundenes Türggenstroh, 1942

„Hülschete“, „Usschella“

Im Spätherbst, wenn die Maiskolben ihre volle Reife erlangten, wurde geerntet und die ganze Familie machte sich daran, die Kolben von den Lieschblättern zu befreien. Dieses „Schelfera“, „Usschella“, „Uszüha“ oder „Hülschete“, wie der Vorgang je nach Dialekt und Region genannt wird, zählte bis weit ins 20. Jahrhundert hinein zu den wichtigsten Ereignissen im Jahreslauf und erlebt im Moment einen neuen Aufschwung. Bürgergemeinden und Vereine laden ihre Bevölkerung jährlich zum „Türgga-Usschella“ ein. Waren die Kolben bis auf zwei oder vier Blätter geschält und zusammengebunden, wurden sie im Estrich aufgehängt und mehrere Monate getrocknet. Anschliessend wurden die Körner mit Hilfe eines Schabeisens oder eines so genannten Maisreblers von den Kolben abgeraspelt. Schliesslich brachte man die Körner zu einer der vielen Mühlen, die sich entlang der Seitenarme des Rheins befanden.

  • Türgga Usschella, Salez 2009

Aus dem so gewonnen Mehl entstanden zwei Gerichte, die bis zum Zweiten Weltkrieg im ganzen Rheintal ebenso typisch wie häufig waren: Eine mit Butter gebratene, grobkörnige Maisspeise, die ebenfalls Ribel oder Türggenribel genannt wird, und das so genannte Türggenbrot, das aus Maismehl hergestellt wird.

Ribel klassisch mit Apfelmus und Zwetschgenkompott, 1961

Doch mit wachsendem Wohlstand und neuen alternativen Lebensmitteln verlangten die Menschen nach «Besserem». Nach dem Zweiten Weltkrieg verschwand der Ribelmais nach und nach vom Speiseplan und dementsprechend auch von den Feldern. Bis 1998 schrumpfte die Anbaufläche auf gerade mal vier Hektaren.

Die Wende

1998 gründeten Produzenten, Verarbeiter und Berater vom Landwirtschaftlichen Zentrum St.Gallen den „Verein Rheintaler Ribelmais„. Das Ziel des Vereins war es, den Ribelmaisanbau im Rheintal wieder aufblühen zu lassen. Dank des Vereins wird heute auf rund 65 ha Fläche Ribelmais angebaut. Nun wird in Sachen Ribelmais ein neues Kapitel geschrieben. Nicht nur die Anbaufläche ist dank der Unterstützung des Vereins gestiegen, sondern auch die Ribel-Produktpalette hat sich vergrössert. Hier findest Du alle Spezialitäten!